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Medien - Tipps

Tröstliche Traurigkeit

Murakami, Haruki: Die Stadt und ihr ungewisse Mauer, Dumont, 2024
Murakami, Haruki: Die Stadt und ihr ungewisse Mauer, Dumont, 2024

So kennen ihn seine Leser: Eine mysteriöse Liebschaft, starke Gefühle, die Teenagerjahre der Protagonisten spielen eine große Rolle und viele bekannte Elemente aus Romanen von Haruki Murakami wie Katzen, versiegte Brunnen oder Ohrläppchen tauchen in der Handlung auf - und natürlich die Existenz einer parallelen Realität.  

Die namenlose Hauptperson verliebt sich mit 17 Jahren unsterblich in ein 16jähriges Mädchen. Beide sind eher Außenseiter und genießen es, stundenlang miteinander zu sprechen. Das Mädchen meint, sie sei gar nicht wirklich da. Ihr wahres Ich lebe in einer Stadt, die gut geschützt hinter einer hohen Backsteinmauer liegt. Nur wenn der Junge dorthin gelangt, kann er sie wirklich treffen. Die beiden Teenager malen sich die Stadt in allen Details aus. In einer zweiten Erzählebene treffen wir die inzwischen zu einem erwachsenen Mann gealterte Hauptperson in eben dieser Stadt wieder. Er und das Mädchen arbeiten dort in der Bibliothek. Seine Aufgabe ist die eines Traumlesers. Das Mädchen aber erkennt ihn nicht wieder. Er wird vor die Wahl gestellt, für immer dort zu bleiben, oder in die vermeintliche Wirklichkeit zurückzukehren, in der das Mädchen spurlos verschwunden ist. Zurück im Japan von heute entschließt er sich, in einer Bibliothek in der Provinz zu arbeiten. Aber auch dort lässt ihn die Sehnsucht an das Mädchen in der Stadt hinter der „ungewissen Mauer“ nicht los. Kann er zurückkehren? Und will er das überhaupt?

Murakamis Romane entwickeln einen Sog, der die Leser*innen in den Bann zieht. Auch wenn die Übergänge von Phantasie, Traum und Wirklichkeit fließend sind, bleibt immer das Gefühl, dass die Texte für das Gefühlsleben und die Selbstwahrnehmung der Lesenden von Bedeutung sind. Katharina Granzin (taz) meint: „...gleichzeitig wohnt auch diesem Buch jene verlässliche, seltsame Murakami-Magie inne, die bewirkt, dass seine tiefe Traurigkeit paradoxerweise gleichzeitig auch tröstlich schön ist.“

(Benjamin Decker)