Gestern verbrannt - heute verbannt
15.05.2025
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19:00 Uhr
bis 21:00 Uhr
Veranstalter: OMAS GEGEN RECHTS, Stadtbücherei Geislingen, auvikogue
Ort: Stadtbücherei Geislingen
Die Stadtbücherei Geislingen, das Geislinger Literaturnetzwerk e.V., der Künstler Peter Schubert, die vhs Geislingen und die OMAS GEGEN RECHTS laden am Donnerstag, den 15. Mai 2025, um 19 Uhr zu einer besonderen Kooperationsveranstaltung ein, die unter dem Titel „Gestern verbrannt – heute verbannt“ steht. Sie verbindet historische Aufarbeitung mit aktueller politischer Analyse und stellt die Frage: Was passiert, wenn autoritäre Ideen wieder an Einfluss gewinnen – auch in unserer heutigen Gesellschaft?
Mit einem kurzen Vortrag wird an die Bücherverbrennungen im Nationalsozialismus erinnert. Am 10. Mai 1933 wurden in vielen deutschen Städten Bücher von Autorinnen verbrannt, die aus Sicht des Regimes „undeutsch“ oder „zersetzend“ galten. Diese öffentlichen Bücherverbrennungen waren Teil einer umfassenden Kampagne zur Gleichschaltung und Meinungsunterdrückung. Zahlreiche bedeutende Schriftstellerinnen wie Erich Kästner, Bertolt Brecht, Anna Seghers oder Kurt Tucholsky fielen dieser „Säuberung“ zum Opfer. Sie wurden diffamiert, verbannt – und ihre Bücher symbolträchtig den Flammen übergeben.
Doch die Veranstaltung bleibt nicht bei der historischen Rückschau stehen. Sie zieht Parallelen zur Gegenwart – insbesondere zu aktuellen Entwicklungen in den USA. Dort werden unter dem Einfluss radikal-konservativer Gruppen und Politiker tausende Bücher aus Bibliotheken, Schulen und Universitäten entfernt. Betroffen sind häufig Werke mit queeren, feministischen, antirassistischen oder gesellschaftskritischen Inhalten. Der Vortrag beleuchtet, wie diese neuen Formen der Zensur funktionieren – und warum sie demokratische Gesellschaften bedrohen.
Der Geislinger Künstler Peter Schubert, der mit seinem Projekt auvikogue seit Jahren zum Jahrestag unterschiedliche Arbeiten entwickelt, wird mit einer auditiven Leseperformance den Bogen zwischen 1933 und heute spannen und auf die laufenden Ausstellungen zum Thema in der Stadtbücherei eingehen.
Ein weiterer Programmpunkt ist die Vorstellung von insgesamt acht Autor*innen: Vier, deren Werke 1933 auf den Scheiterhaufen geworfen wurden und vier, deren Bücher heute in den USA aus der Öffentlichkeit verbannt werden. Durch diese Gegenüberstellung wird sichtbar, wie eng Vergangenheit und Gegenwart miteinander verwoben sind – und wie wichtig es ist, Freiheit und Vielfalt in Literatur und Kultur zu verteidigen.
Gerade vor dem Hintergrund aktueller politischer Verschiebungen in Europa ist es von Bedeutung, wachsam zu bleiben. Was geschieht mit unserer Gesellschaft, wenn rechte Ideologien wieder an Einfluss gewinnen? Welche Rolle spielen Sprache, Bildung und Literatur im Widerstand gegen autoritäre Tendenzen?
Die Veranstaltung „Gestern verbrannt – heute verbannt“ versteht sich daher nicht nur als Erinnerung, sondern auch als Mahnung. Sie fordert dazu auf, sich aktiv mit Zensur, Meinungsfreiheit und politischem Wandel auseinanderzusetzen. Sie lädt ein, Fragen zu stellen, Position zu beziehen und Demokratie zu leben – gerade in Zeiten, in denen ihre Grundlagen infrage gestellt werden.
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, sich diesen wichtigen Abend nicht entgehen zu lassen.